Im Sommer liegt der Beginn des Ersten Weltkriegs hundert Jahre zurück. Mehr als 230.000 britische Soldaten, die an den Fronten des Ersten Weltkriegs ums Leben kamen, hielten ihre letzten Wünsche und Gedanken in Testamenten und persönlichen Notizen fest. Diese Dokumente englischer und walisischer Weltkriegssoldaten werden jetzt über ein Online-Portal der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die britische Justizbehörde - ‚Her Majesty’s Court and Tribunal Service‘ (HMCTS) - arbeitet hierzu mit dem Archivierungs-Spezialisten Iron Mountain zusammen, um ihr historisches Archiv aus 278.000 Original-Dokumenten zu digitalisieren. Dieses Archiv ist eine der Möglichkeiten, online nach den Spuren der Soldaten aus dieser Zeit zu suchen. Unter ancestry.de sind zum Beispiel auch die Daten deutscher Soldaten zugänglich gemacht.
Zahlen aus dem Ersten Weltkrieg sind große, meist erschreckende Zahlen. So schickte Deutschland 14 Millionen Soldaten in den Krieg, im Fall von Frankreich waren es 6,8 Millionen. Auf der Seite der britischen Armee waren allein vier Millionen Engländer unter Waffen. Einschließlich aller Soldaten aus dem Vereinten Königreich sowie Kanada, Australien und vielen Kolonien summierte sich die britische Armee nach Recherchen des Militärhistorikers Chris Baker auf rund 8,7 Millionen Soldaten [1]. Bei geschätzt 72 Millionen involvierten Soldaten insgesamt war die Zahl der 9,5 Millionen getöteten Soldaten besonders tragisch.
Das im Aufbau befindliche britische Online-Archiv ist Teil eines größeren Projekts, um alle Testamente britischer Soldaten seit 1858 öffentlich verfügbar zu machen. Die Aufzeichnungen reichen also von den Buren-Kriegen - dem Konflikt zwischen Großbritannien und Südafrika - bis hin zum Falklandkrieg 1982. Die Testamente werden in einem Archiv untergebracht, dessen Temperatur ständig überwacht wird. So bleiben die wertvollen Dokumente – vor chemischem Zerfall geschützt – auch für zukünftige Generationen erhalten.
Weltkriegs-Testamente: Ein Stück Zeitgeschichte
Der Erste Weltkrieg war der bis dato nicht nur umfassendste Krieg der Geschichte, sondern auch der erste industrialisierte Krieg. In den ersten Monaten des Ersten Weltkriegs rief die britische Regierung 100.000 Freiwillige unter den Soldaten auf, ihren letzten Willen schriftlich festzuhalten. Diesem Aufruf folgten schließlich 750.000 Soldaten – für 230.000 von ihnen waren es die letzten Worte, die sie an ihre Familien richteten.
Vor ihrer Abreise zur Front schrieben die Soldaten ein persönliches, oft handschriftlich verfasstes, Testament, das sie dann im Fronteinsatz immer bei sich trugen. Fiel ein Soldat, gab dieses Dokument Aufschluss über seine Hinterlassenschaft. In ihren Feldtaschen bewahrten die Soldaten nicht nur die Testamente auf, sondern teilten in Notizen ihre Sorgen und Ängste mit ihren Familien.
Letzte Worte an die Heimat digital erhalten
Heute leben keine Weltkriegs-Veteranen mehr, die als Zeitzeugen dienen könnten. Diese historischen Dokumente liefern uns immerhin einen kleinen Einblick, was damals ungefähr in den Köpfen der Soldaten vor sich ging - Hoffnung, Verzweiflung oder patriotischer Heldenmut. Iron Mountain scannt nicht nur die Testamente ein. Auch die handschriftlichen Notizen und sonstige Dokumente, die die Soldaten in ihren Feldtaschen bei sich trugen, werden im Zuge des Digitalisierungs-Projekts für zukünftige Generationen zugänglich gemacht.
Eine weitere interessante Online Quelle ist etwa seit 2011 www.ancestry.de, das die Kriegsstammrollen des Königreichs Bayern aus dem Ersten Weltkrieg online zugänglich macht. Dort finden sich die persönlichen Daten aus 23.000 Bänden mit Informationen über mehr als 1,5 Millionen Soldaten in über 8 Millionen Aufzeichnungen [2]. Bekannte Intellektuelle und Künstler sind dort ebenso zu finden wie der berüchtigtste Gefreite dieses Krieges, Adolf Hitler.