„Der Mainframe ist tot“, hieß es viele Jahre lang. Eine Fehleinschätzung. Großrechner erleben heute in Zeiten von Cloud Computing eine Renaissance. So lassen sich etwa bei der Konsolidierung von Serverfarmen mit einem Großrechner und einem entsprechenden Betriebssystem viele virtuelle Server betreiben sowie Strom und Platz sparen. Auch die Administration vereinfacht sich dadurch. Mainframes kommen vor allem bei Banken, Versicherungen, großen Unternehmen und in der öffentlichen Verwaltung zum Einsatz, wenn es um die zuverlässige Verarbeitung sowohl von Massendaten als auch Einzeltransaktionen geht.
Großrechner sind auf Zuverlässigkeit und hohen Datendurchsatz für den Geschäftsalltag ausgelegt: nicht nur im Hinblick auf die Hardware, sondern natürlich auch hinsichtlich der Software. Das betrifft Bereiche wie Middleware, Transaktionsmanagement, Datenbanken, Sicherheit, Analytics oder Systemmanagement. Entsprechend wichtig sind daher erfahrene Mainframe-Entwickler.
Ziel: Entwicklung für z/OS Mainframes vereinfachen
Doch genau hier droht ein Fachkräftemangel. Laut einer Studie der Marktforscher von Vanson Bourne werden bis 2016 etwa 40 Prozent der Programmierer, die heute hauptsächlich für den Mainframe entwickeln, in den Ruhestand gehen. Der Verlust von Know-how verursache Zusatzkosten, weil unerfahrene Entwickler mehr Zeit für die komplexe Programmierung von Großrechneranwendungen benötigten, und auch die Fehlerwahrscheinlichkeit steigt. Für die Studie hatte Vanson Bourne über 520 CIOs (Chief Information Officer) in Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern in Europa, den Vereinigten Staaten, Japan und Australien zum Einsatz von Mainframes befragt.
Der drohende Mangel an Spezialisten schlägt umso härter durch, da die Entwicklung von Anwendungen etwa für IBM zEnterprise im Regelfall mit sehr hohem Aufwand verbunden ist. Beim Programmieren geht es um mehr als das Schreiben von Code, Kompilieren, Debuggen und Testen. Der Prozess ist meist komplex mit parallelen Entwicklungslinien und Werkzeugen etwa zum Management von Source-Konfigurationen oder Tests, Drittanbietertools und Datenbanken. Diese Workflows können zwar zum Beispiel in Eclipse-basierte Entwicklungsumgebungen integriert werden. Doch dies erweist sich durch die notwendige Entwicklung von Eclipse Plug-ins in Java oft als schwierig und zeitaufwändig. Außerdem werden dafür wieder neue Mitarbeiter mit diesem Spezialwissen im Unternehmen oder teure externe Ressourcen benötigt.
Entwicklungsplattformen bieten die Lösung
Abhilfe schaffen Entwicklungsplattformen wie Enterprise Developer for zEnterprise (EDz) von Micro Focus. Unternehmen können damit ihre Mainframe-Applikationen einfach und schnell in einer dezentralen Entwicklungsplattform wie Eclipse oder Visual Studio erstellen, warten oder auch testen. Eine moderne Toollandschaft ermöglicht auch Java- oder C#-Entwicklern eine einfache Nutzung der neuen Plattform. Da sich Entwicklungsprozesse und bestehende SCM-Werkzeuge (Software Configuration Management) wie der IBM Software Configuration and Library Manager (SCLM), Endevor oder ChangeMan in Eclipse integrieren lassen, sind hier keine neuen Verfahren für den Mainframe notwendig.
Die Lösung vereinfacht die Entwicklung durch folgende Funktionen:
Unterstützung von Standard-Frameworks
Da die Plattform Standard-Entwicklungs-Frameworks wie Eclipse und Visual Studio integriert, müssen auch Entwickler, die mit C#, .NET, Java und der JVM arbeiten, kein spezielles Mainframe COBOL Know-how haben. Je nach Bedarf und Anforderung des spezifischen Projekts ist es möglich, Eclipse und Visual Studio abwechselnd zu nutzen. Entwickler können damit die integrierte Entwicklungsumgebung (IDE) auswählen, die am besten für die Anwendungsmodernisierung geeignet ist. Das heißt: Unerfahrene COBOL-Entwickler brauchen keine proprietären Mainframe-Entwicklungstools lernen und können sich in dieser Umgebung schnell und einfach in COBOL zurechtfinden.
Grafische Werkzeuge für die individuelle Anpassung der Entwicklungsumgebung
Über den Application Workflow Manager kann der Entwickler die auf Eclipse basierende grafische Oberfläche (Perspective) an seine vorhandene TSO/ISPF-Entwicklungsumgebung einfach anpassen und seine gewünschten Workflows und Tools, die dort bereits vorhanden sind, integrieren. So ist es beispielsweise möglich, benutzerdefinierte Tabellen- oder Baumstrukturen, Filteransichten sowie neue Dialogboxen zu erstellen. Zudem lassen sich Kontextmenüs, Schaltflächen und Menüfunktionen für Tools, die auf der Workstation oder dem Mainframe, zum Beispiel als REXX-Prozeduren, laufen, von der Eclipse IDE aus konfigurieren und ausführen. Das heißt: Es sind keine Eclipse Java Plug-ins zur Erweiterung der Benutzeroberfläche notwendig.
Um die Komplexität von Entwicklungsworkflows zu reduzieren, kann ein Administrator vordefinierte Modelle für unterschiedliche Prozesse verwenden und beispielsweise mehrere Tools zu einer einzigen Aktion bündeln. All diese Anpassungen werden zentral definiert, umgesetzt und sind für das gesamte Team verfügbar, wenn die Entwickler ihre Eclipse-Projekte nach der Änderung wieder öffnen. Da diese Vorgehensweise keine Änderungen der TSO/ISPF- und REXX-Prozesse erfordert, ist es möglich, den Betrieb der Entwicklungsumgebung auch parallel, das heißt auf TSO/ISPF und Eclipse mit identischen Verfahren zu betreiben. Dadurch können neue Mitarbeiter ohne ISPF-Wissen, aber mit
Eclipse-Erfahrung in die Mainframe-Entwicklung problemlos eingeführt werden.
Integration von Software Configuration Management
Das Software Configuration Management ist wichtiger Bestandteil des Entwicklungszyklus einer Anwendung, da es die Entwicklung, den Test und die Bereitstellung von Softwareupdates für den produktiven Einsatz im Unternehmen steuert. Um diese Prozesse zu vereinfachen und zu vereinheitlichen, ist es das Ziel, die vorhandene Standardwerkzeuge wie IBM Software Configuration and Library Manager (SCLM), CA Endevor Software Change Manager oder Serena ChangeMan ebenfalls in einer Eclipse Perspective anzubieten.
Direkter Zugriff auf den Mainframe – aber nicht unbedingt
Entwickler haben damit aus einer einzigen Entwicklungsumgebung heraus vollen Zugriff auf Werkzeuge und Projekte auf und außerhalb des Mainframes. Über die grafische Benutzeroberfläche können sie durch Quellcode-Bibliotheken in einer Tree View navigieren, Versionslisten einsehen oder über Filter die Suche und Eingrenzung nach Objekten mit bestimmten Eigenschaften vereinfachen. Sollten beim Kompilieren von Programmen auf dem Mainframe aus Eclipse heraus Fehler auftreten, werden diese sofort in der Entwicklungsumgebung angezeigt und können direkt im Quellcode auf dem Mainframe zum Beispiel über den integrierten COBOL Editor bearbeitet werden.
Gleichzeitig bieten moderne Plattformen auch unter Windows eine voll funktionierende Entwicklungsumgebung für den Mainframe, die das lokale Edit, Compile und Debug für Batch, CICS und IMS-Anwendungen ermöglicht. Entwickler können daher bis zu 90 Prozent ihrer Zeit ohne direkten Zugriff auf den Mainframe verbringen. Damit vermeiden sie Wartezeiten und Ressourcenkonflikte, erhöhen ihre Produktivität und sparen Kosten. Zudem ist es möglich, Daten lokal auf der Workstation zu speichern, um dort einzelne Tests durchzuführen.
Höhere Effizienz bei der Entwicklung
Lösungen wie EDz beschleunigen Analysen, Entwicklungen sowie Tests und ermöglichen eine optimierte Verteilung der Rechenleistung traditioneller IBM Mainframes. Nicht zuletzt durch eine innovative grafische Umgebung lassen sich Mainframe-Anwendungen schneller verwalten und modernisieren, um sie an veränderte Geschäftsanforderungen anzupassen. Da der Mainframe-Entwickler seine vorhandenen SCM-Tools in exakt der gleichen Weise in einer aktuellen IDE nutzen kann, wie er es unter seiner ISPF-Umgebung (Interactive System Productivity Facility) gewohnt ist, ist es auch möglich, Qualitätsstandards und SLAs problemlos einzuhalten oder sogar zu verbessern – und das alles zu geringeren Kosten.